Online-Interview mit dem Vorsitzenden
des Schützenvereins Hude Dieter Oehlschläger
Geführt von Manfred Rautenberg als Zuständigen für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Vereins in der Zeit vom 07. Mai 2020 zum 11. Mai 2020.
Manfred Rautenberg: „Hallo Dieter. Du wurdest am 14. Februar 2020 zum neuen Vorsitzenden des Vereins gewählt. Zwar sind es noch keine 100 Tage vergangen seit Deinem Amtsantritt, aber vielleicht kannst Du schon einen ersten Eindruck dieser Zeit in Worte fassen?“
Dieter Oehlschläger: „Moin Manfred, zunächst einmal vielen Dank für Deine Mühe und die Möglichkeit, hier an dieser Stelle etwas von mir zu erzählen. Eigentlich wollte ich gar nicht Vorsitzender eines Vereins werden, schließlich habe ich gerade 46 Jahre Polizeidienst hinter mir und davon 10 Jahre unter anderem als Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei Bremen mit weit über 2000 Mitgliedern (eine Menge Arbeit!). Aber dann trat ich in den Schützenverein Hude ein und fand dort eine Heimat für mein sportliches Pistolenschießen und insbesondere ganz fantastische Menschen, die nicht nur im Verein sind, sondern Verein und Gemeinschaft leben. Relativ schnell keimte der Gedanke meines Vorgängers, Bernfried Jüchter, in ihm auf, ich könne doch den Vorsitz übernehmen… Nun ja, da hatte er den Samen eingepflanzt, der dann am 14. Februar gereift war und ich zum Vorsitzenden gewählt wurde. Die Mitgliederversammlung hat es mir dann noch einmal bestätigt, dass ich den richtigen Schritt getan habe.
Leider kam dann relativ schnell die Corona Krise, allerdings sind einige Pläne angegangen worden, so steht zum Beispiel die neue Homepage kurz vor der Veröffentlichung. Dazu an dieser Stelle herzlichen Dank an Dich und insbesondere an Christian Suhr, ihr beide habt eine sehr gute Arbeit gemacht, die sich in dem neuen Internetauftritt demnächst wiederfindet.“
Manfred Rautenberg: „Mir klingen noch Deine einführenden Worte nach Deiner Wahl in den Ohren: Wir sind ein sterbender Verein! Kannst Du das hier noch einmal ausführen, was Du damit gemeint hast, denn nicht allen waren an dem Abend da. Wie siehst Du die Zukunft des Vereins bzw. in welche Richtung strebst Du?“
Dieter Oehlschläger: „Wie viele andere Vereine müssen wir darauf achten, dass wir den Anschluss nicht verpassen. Einige Schützenvereine haben bereits aufgegeben, weil ganz einfach der Nachwuchs fehlt. Das ist einer der wesentlichen Punkte, die ich mit dem Verein gemeinsam angehen möchte, wieder mehr Kinder und Jugendliche für den Schießsport zu begeistern. Wir sind als Schützenverein Hude in der glücklichen Lage, mehrere Varianten des Schießens anzubieten. Gerade über den Bogensport, aber auch über die Luftdruckschützen lassen sich möglicherweise neue Mitglieder generieren. Ich bin zuversichtlich, den Jugendbereich neu zu definieren, wenn neben dem Schießen auch andere Aspekte angeboten werden, die für diese Altersgruppe interessant ist.“
Manfred Rautenberg: „Welche Aspekte schweben Dir dabei vor?“
Dieter Oehlschläger: „Wer das Vereinsleben und die Vereinsaktivitäten für Jugendliche und junge Erwachsene attraktiver machen möchte, sollte einen Blick auf die Motive des Engagements werfen. Diese Motive haben sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert. Für engagierte Jugendliche gilt gewachsenes Mitsprachebedürfnis, Bedürfnis nach Selbstverwirklichung, Erarbeitung konkreter Ziele, Wunsch nach Entwicklung und Anerkennung. Wir haben bereits die Kooperation mit der Schule. Über diese Schnittstelle sollten wir uns einbringen und versuchen, junge Menschen für unseren Verein zu gewinnen und zu fördern.“
… für mich auch zu einer Art Meditation geworden …
Manfred Rautenberg: „Gehen wir mal vom Thema Nachwuchs weg und kommen zur Hardware des Vereins, dem Vereinsheim und seinem Umfeld. Kannst Du unseren Lesern einen Ausblick geben? Was steht an?“
Dieter Oehlschläger: „Viele Mitglieder, gerade die älteren, sind immer wieder an erster Stelle, wenn es darum geht, das gesamte Vereinsequipment zu pflegen. Vor meiner Zeit im Verein wurden die Großkaliberhalle und die Toilettenanlagen von Grund auf modernisiert. Ich würde mir wünschen, die Vereinsanlage in den kommenden Jahren mit vereinten Kräften Stück für Stück zu modernisieren. Dazu gehören insbesondere die technische Ausstattung (EDV, WLAN, elektronische Schießstände für die Druckluftschützen, nur um einige zu nennen) Dabei sind alle Mitglieder herzlich eingeladen, eigene Ideen einzubringen. An dieser Stelle möchte ich mich bei all denen bedanken, die unermüdlich in den letzten Jahren dafür Sorge getragen haben, dass das Schützenhaus mit seinem Umfeld gut gepflegt wurde und attraktiver geworden ist.“
Manfred Rautenberg: „Es dürfte also viel Arbeit für Dich und den Vorstand geben. Nun noch einmal zurück zu Deinem Hobby, dem Sportschießen, beim Du ja vor kurzem bewiesen hast, dass Du Deine Ziele triffst. Eine Frage, die ich auch den anderen Interviewpartnern gestellt habe.
Was ist für Dich die Voraussetzung für einen guten Schuss?“
Dieter Oehlschläger: „Ich bin erst 2005 (als 51jähriger) zum sportlichen Schießen gekommen, vorher hat es mein Beruf nicht zugelassen. Angefangen mit der Luftpistole bin ich sehr schnell zur Sportpistole (Kleinkaliber 25 Meter Distanz) und dann zur Freien Pistole (Kleinkaliber 50 Meter Distanz) gekommen. Mein herausragendes Ziel war damals, die Deutsche Meisterschaft in München zu erreichen. 2011 habe ich in der Schützenklasse mit der Luftpistole dort mit 365 Ringen den 24. Platz erreichen können.
Nun aber zu Deiner Frage. Ich habe gelernt, dass Schießen in all seinen Facetten ein hohes Maß an Disziplin erfordert. Angefangen bei den grundlegenden Dingen wie der sichere Stand, die richtige Atem- und Zieltechnik, das Verweilen im Halteraum bis hin zur Schussabgabe. Wenn der Schuss bricht und Du davon überrascht wirst, dann ist es eine 10, mindestens eine 9. Eines der großen Geheimnisse des Schießens ist es, im Halteraum zu verweilen und durch mässige Erhöhung des Drucks auf den Abzugzüngel den Schuß zu erwarten. Wer bewusst abdrückt weiß, dass es sehr schwer ist, ein vernünftiges Ergebnis zu erzielen. Der Weg dorthin ist lang und bedeutet ständiges trainieren. Daneben ist es für mich auch zu einer Art Meditation geworden, da neben dem Schießen auf dem Stand nichts anderes zählen darf. Ist man beim Zielen einen Moment abgelenkt, geht der Schuss daneben. Neben all diesen Dingen ist es wichtig, bei Wettbewerben über die Zeit seine Nervosität zu besiegen, die sich automatisch einstellt. Ich könnte stundenlang über ganz viele Aspekte des Schießens berichten, gerne will ich das bei interessierten Schützen persönlich auf dem Stand mit praktischen Übungen trainieren.“
Manfred Rautenberg:
„Ich danke Dir für das Interview.“